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Menschen folgen ihren Motiven

Es ist geradezu offensichtlich, wie seine Motive das Leben eines Menschen bestimmen. Für welche Berufe braucht man ein starkes Machtmotiv? Ingo Hamm nennt Beispiele: „Für alle Berufe mit Personalverantwortung: Vorgesetzter, Lehrer, Pfarrer, Psychologe, Politiker, Kompaniechef.“ Es ist das Brillante an Motiven: Sie sind nicht totzukriegen. Selbst unter widrigsten, nahezu hermetischen Bedingungen lassen sie sich noch marginal befriedigen. Bei den Motiven reicht „a bissel was“ für eine durchschlagende Wirkung. Daneben ist Authentizität Motivfolge. Wer seinen Motiven folgt – oder sie zumindest nicht verleugnet – wird und bleibt authentisch. Menschen folgen nicht dem Sinn, sie folgen ihren Motiven. Wir leben in einer Zeit, die den inneren Antrieb weitgehend abgeschafft hat. Einer Zeit, in der viele Mächtige die Überzeugung pflegen – vor allem im Berufsleben – dass der Menschen extrinsisch, von außen motiviert werden muss. Dr. Ingo Hamm ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Darmstadt.

Edward L. Deci stellt die Kognitive Bewertungstheorie auf

Intrinsische Motivation oder innerer Antrieb sind all jene in einem Menschen selbst liegenden Faktoren, die ihn dazu bewegen, etwas zu tun. Ingo Hamm fügt hinzu: „Der Antrieb kommt von innen und eben nicht von außen. Das jedoch, wie gesagt, wissen nicht alle, die Familie haben oder Mitarbeiter führen. Viele glauben noch immer an Konditionierung – auch wenn das keiner so nennt.“ Versprich dem Mitarbeiter eine Gehaltserhöhung, und er legt sich wie Pawlows Hund motiviert ins Zeug.

Diese Überzeugung war noch in den 70er-Jahren derart verbreitet, dass Edward L. Deci eine echte Revolution auslöste, als der sagte: „Nein, der Mensch ist kein Hund und schon zweimal nicht Pawlows Hund. Der Mensch reagiert nicht nur sabbernd auf Incentives, sondern kann auch eigenständig darüber nachdenken, was er will und was nicht.“ Aus diesem simplen Gedanken entstand: Der freie Wille zum Lernen – Die Kognitive Bewertungstheorie. Edward L. Deci befreite sozusagen den Menschen von seinem psychologischen Hundeleben, indem er die Kognitive Bewertungstheorie aufstellte.

Der Mensch ist selbstbestimmt

Ingo Hamm erklärt: „Kurz gesagt meint er damit: Ein Mensch lernt nicht nur durch Konditionierung wie ein sabbernder Hund, durch Belohnung und Bestrafung. Der Mensch ist vielmehr von sich aus gewillt zu lernen, er bringt eine innere Neigung, eine Lernbereitschaft mit.“ Hinzuzulernen ist ihm ein inneres Bedürfnis. Oder wie es Edward L. Deci ausdrückte: „Es ist der Geist, der will und nicht das Fleisch, das fürchtet allein.“ Das ist ein schönes Menschenbild. Damit kann man sich identifizieren.

Warum gefällt uns denn die Kognitive Bewertungstheorie so sehr? Ingo Hamm kennt die Antwort: „Weil sie etwas ganz Wunderbares sagt: Der Mensch ist nicht Sklave von Zuckerbrot und Peitsche. Der Mensch ist selbstbestimmt.“ Daraus entwickelten Richard Ryan und Edward L. Deci die Selbstbestimmungstheorie. Diese Motivationstheorie sagt: Der Mensch macht, strebt, tut und arbeitet auch ohne, dass jemand ihm von außen Drohungen und Versprechungen macht. Quelle: „Sinnlos glücklich“ von Ingo Hamm

Von Hans Klumbies

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